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Haydns „Schöpfung“ begeisterte die Zuhörer

Das Abschlusskonzert der Musikfestspiele Saar wurde in der Lisdorfer Kirche zu einem
unvergesslichen Erlebnis.

Besser kann man ein großartiges, überregional bekanntes Musikfestival nicht beenden. Der Wunsch
nach Frieden und Hoffnung war die Botschaft, den die rund 200 Mitwirkenden an diesem Abend in
der voll besetzten Kirche „St. Crispinus und St. Crispinianus“ in Saarlouis-Lisdorf den Zuhörern
vermittelten.

Das abschließende Konzert der diesjährigen Musikfestspiele sollte ursprünglich auf der
Freilichtbühne in Hülzweiler stattfinden. Witterungsbedingt wurde von der Festspielleitung
ersatzweise nach einer anderen Aufführungsmöglichkeit gesucht. Durch die langjährige Kooperation
des Fördervereins der Lisdorfer „Klingenden Kirche“ mit dem Vorstand des Vereins der
Musikfestspiele Saar war es somit innerhalb von nur einer Woche möglich, die überaus aufwendigen
konzertorganisatorischen Vorarbeiten für die Aufführung der grandiosen Veranstaltung in der
Lisdorfer Kirche zu stemmen.

Vor Konzertbeginn dankten der Intendant der Festspiele, Prof. Bernhard Leonardy, und auch die
Ministerpräsidentin des Saarlandes, Frau Anke Rehlinger, dem Organisationsteam, den Mitwirkenden
und Gastgebern für den bemerkenswerten Verlauf der sechs anstrengenden Festivalwochen sowie
den insgesamt 17 000 Besuchern für die großartige Akzeptanz des abwechslungsreichen
Veranstaltungsangebotes.

Das Programm des Abschlusskonzertes mit dem Titel „Friede auf Erden“ beinhaltete „Die Schöpfung“
von Joseph Haydn und „Friede auf Erden op. 13“, eine Komposition für Chor und Orchester von
Arnold Schönberg. Mitwirkende waren die Chorformation „ChorWerk Saar“, bestehend aus dem
„Großen Chor der Hochschule für Musik Saar“, dem „BachChor Saarbrücken“ und dem „KammerChor
Saarbrücken“, sowie das Orchester und die Gesangssolisten der Hochschule für Musik Saar. Die
musikalische Leitung lag in den Händen von Prof. Georg Grün, einem international gefragten
Chordirigenten und Chorklangspezialisten.

Über den Konzertverlauf wurde u. a. von Oliver Schwambach in der Saarbrücker Zeitung, Ausgabe
vom 10. Juni 2024, umfangreich berichtet.

Für den Vorstand des Fördervereins „Klingende Kirche“ Saarlouis-Lisdorf e.V. war es eine große
Herausforderung, aber auch ein Freude, die organisatorischen Grundvoraussetzungen für diese
besondere Veranstaltung kurzfristig zu schaffen. Der Dank des Intendanten der Musikfestspiele, der
Mitwirkenden und der zahlreichen Konzertbesucher wurde gerne entgegengenommen. Lisdorf war
mit seiner Kirche „St. Crispinus und St. Crispinianus“ wieder „in aller Munde“.


Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 10.07.2024

Zum Ende noch eine neue Welt erschaffen

Größer und optimistischer als mit Haydns „Schöpfung“ hätte man die Musikfestspiele Saar 2024 kaum beenden können.
Fast 200 Chorsänger, Solisten und Musiker setzten zum Abschluss des Festivals nicht nur musikalisch ein Zeichen.

von Oliver Schwambach

LISDORF | Vor dem Konzert schon will der Beifall nicht enden. Wie sollte er auch?
Denn 10, 20, 30, ... 100, 110, sage und schreibe 120 Sängerinnen und Sänger wollen in den Altarraum der Lisdorfer Kirche St. Crispinus und Crispinianus. Schlängeln sich eifrig beklatscht im Gänsemarsch auf die Bühne, wo sich das Orchester der Hochschule für Musik Saar (HfM Saar) schon eingestimmt hat.

Ja, Masse kann durchaus beeindrucken. Zum Finale der Musikfestspiele zeigen die am Freitagabend, was auch zur DNA des Saar-Festivals gehört: Ensembles und Künstler aus der Region nicht nur irgendwie so mitmachen zu lassen; nein, die Festspiele wirken wie ein Turbo für musikalische Höchstleistungen. Klar, das Hochschulorchester und die zehn Gesangssolisten (ebenfalls von der Saarbrücker Musikhochschule) werden die Berufsmusiker von morgen sein. Und in den drei Chören, die Dirigent Georg Grün für das Konzert zusammengezogen hat, singen etliche, die dem Status nach Amateure sind, ihrem Können nach aber als Profis gelten können.

Laut Papierform war es aber dennoch kein Konzert arrivierter Künstler. Doch vermisste man was? Nein, überhaupt nichts. In puncto Esprit, Passion, aber auch musikalischer Gestaltungskunst und Ausdruck war dieser Abend im ländlichen Lisdorf ein Metropolen-Ereignis.

Bevor es aber allein der Musik gilt, muss noch was Grundsätzliches gesagt werden. Wie das eben zu einem Festivalfinale so Usus ist.
Intendant Bernhard Leonardy wollte nämlich nach sechs anstrengenden Festivalwochen nicht nur Künstlern und seinem unermüdlichen Team danken. Er machte auch klar, dass die Musikfestspiele nicht bloß auf höchstem Niveau unterhalten, sondern auch gesellschaftlich wirken wollen. Wie? Als „Gemeinschaftsprojekt“, das in einer zunehmend zersplitternden Gesellschaft verbindend wirkt. Was viel Mühe kostet, aber auch Geld.
„So ein Festival ist ein Kraftakt und nie nur business as usual“, bilanzierte Leonardy.

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) wiederum versprach den Musikfestspielen einerseits auch künftig finanziellen Beistand. Sie nutzte ihre knappe Rede aber auch zu einem Appell. Heute, da wieder verstärkt der Antisemitismus seine hässliche Fratze zeige, wie zuletzt, als auf Sylt rassistische Texte gegrölt und Musik damit auch pervertiert wurde, müsse man dagegenhalten. „Antisemitismus dürfen wir nicht hinnehmen, sondern müssen ihm mit Gegenwehr begegnen“, forderte Rehlinger. Und die Musikfestspiele seien da auch „eine Antwort auf solche Lieder, die wir nicht hören wollen“.

Und kein Werk passt da besser als Joseph Haydns rundum optimistisches Oratorium „Die Schöpfung“. Dem Star-Dirigent Simon Rattle sogar therapeutische Kräfte attestiert. „Wer sich nach diesem Stück nicht automatisch besser fühlt, braucht wirklich Hilfe“, befand der Brite. Und wer würde Doc Simon widersprechen wollen? Sein Kollege Georg Grün kann übrigens mit dem seit 1798 bewährten Musikwirkstoff auch Wunder tun.

Wunder Nr. 1: Wie der Saarbrücker HfM-Professor aus drei Chören – dem Hochschulchor, dem BachChor Saarbrücken und dem KammerChor
(seit über 30 Jahren sein Vorzeigeensemble) – eine Einheit formt. Dass viele Sänger laut singen können, geschenkt. Doch wirkt laut fast immer. Wenn also der Genesis-Agenda folgend zum Ende des sechsten Tages alles getan, und der Herrgott im doppelten Wortsinn erschöpft ist, und Haydn ebendies mit seinem Chor „Vollendet ist das große Werk“ krönt, liegt Überwältigung quasi auf der Hand. Doch wie Georg Grün diese Stimmenvielfalt zusammenbringt, Durchhörbarkeit und Ausdruck organisiert, ist bereits grandios. Wie nuanciert aber sich der Chorklang quasi auch aus dem Nichts heraus aufbaut, 120 Stimmen einen Organismus formen, beeindruckt nachhaltig.

Nicht genug damit aber. Den gelegentlich mal überschießenden Elan des jungen HfM-Orchesters, das zwei Stunden voller Leidenschaft auf der Stuhlkante musiziert, so zu nutzen, dass einerseits Haydns gewitzte Lautmalereien – ob Vorwelt-Chaos oder Tiergebrüll – frisch wie gestern komponiert klingen, aber auch die großen Gedanken des Oratoriums in Verbindung aus Stimmen und Instrumenten nie aus dem Blick geraten, das rundet das Bild der Meisterschaft.

Wunder Nr. 2: das Karussell der Solisten. Drei Solisten für die Engel Uriel, Raphael und den mit Sopran besetzten Gabriel, dazu noch am letzten Schöpfungstag, im Teil 3 des Oratoriums, als Zusatzsanges-Aufgabe Adam und Eva sind Standard. Auch die Besetzung mit fünf Solisten hört man häufiger. Grün und die Musikfestspiele aber geben gleich zehn Gesangssolisten der HfM die Chance, sich zu präsentieren.

Und die jungen Sängerinnen und Sänger tun es mit Bravour. Philipp Schneider ist oft gefordert und punktet mit ausdrucksstarkem Bariton und perfekter Diktion schon in der Arie „Rollend in schäumenden Wellen“. Zu dritt mit Chor glänzen Johanna Oest (Sopran), Mykola Avdieiev (Tenor) und Bariton Leon Zimnol mit „Die Himmel erzählen...“. Sopranistin Eunbi Lee setzt mit ihrem agilen Sopran etwa in „Auf starkem Fittiche...“ Akzente, ihre Soprankollegin Eva Degitz mit feiner Gestaltung in der Arie „Nun beut die Flur...“. Tobias Ripplinger empfiehlt sich als nobler Bass in „Nun scheint in vollem Glanz“. Die Tenöre Min Chia Shih sowie Vadym Kharow und Sopranistin Laura Beceic komplettieren den Kreis der zehn jungen Stimmen. Und trotz ständiger Sänger-Rotation stockt der musikalische Fluss nie; im Gegenteil, die diversen Timbre bereichern.

Wunder Nr. 3: Arnold Schönbergs Chorwerk „Friede auf Erden“ als Solitär in der „Schöpfung“ zu platzieren. In einem ohnehin schon anderthalb Stunden langen Oratorium, wo man den grandiosen Schlusschor „Singt dem Herrn alle Stimmen!“ schon herbeifiebert, plötzlich von Wiener Klassik auf frühes 20. Jahrhundert umzuschalten, das ist schon kühn von Grün. Auch wenn es kein Zwölfton-Schönberg ist. Dieser Kontrast aber zu Haydns euphorischem Tönen, wenn Schönberg dann zum Atonalen vorstößt, Friedenssehnen auf Skepsis, auf das Wissen um den Unfrieden
trifft, ist eine Konfrontation mit der Wirklichkeit, die auch Haydns „Schöpfung“ anders, bewusster, eben nicht nur als Jubelchor, hören lässt. Einfach bezwingend. Mit dem minimalen Makel, dass offenbar weder Musiker noch Publikum so richtig wussten, ob es nun vor dem Schönberg eine Pause geben soll – oder eben nicht. Ein unbedachter Break an einem Abend, der sonst aber nur Riesenbeifall verdiente.

Für den Epilog der Musikfestspiele, dem Konzert mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniele Gatti, am 6. Oktober im Saarbrücker E-Werk, werden demnächst noch Tickets freigeschaltet.

Einmal durchzählen bitte: Fast 200 Mitwirkende – drei Chöre, das HfM-Orchester und zehn Solisten – hatte das Abschlusskonzert der Musikfestspiele Saar am Freitagabend in der Kirche St.Crispinus und Crispinianus in Saarlouis-Lisdorf. In der Mitte Dirigent Georg Grün.
FOTOS: CHRISTINE FUNK

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Abschlusskonzert der Musikfestspiele Saar

 
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