Orgelnacht

Freitag, 22. September 2023

Traditionelle Lisdorfer Orgelnacht der Saarlouiser Orgeltage 2023

Mitwirkende:
Prof. Vincent Dubois, Orgel, Jazzchor „United Voices“
Leitung: Ruth und Dr. Dietmar Strauß
Manuel Krass (Piano), Sebastian Degen (Saxophon),
Michael Schäfer (Bass), Jonas Drobczinsky (Schlagzeug)
Gernot Meiser: Astronomische Photographien und Audiovisionen, Markus Schaubel (Orgel)

Brillante Eröffnung der Lisdorfer Orgelnacht mit Prof. Vincent Dubois

Nur wenige Organisten dürfen die große Orgel von Notre-Dame spielen – drei, um genau zu sein. Einer von ihnen ist Professor Vincent Dubois, einer der bekanntesten Organisten Frankreichs und seit vergangenem Jahr auch Dozent für Orgelliteratur an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken.

Vincent Dubois gewann im Jahr 2002 bereits im Alter von 22 Jahren als erster französischer Organist mit dem „Grand Prix“ des Wettbewerbs „Calgary International Organ Competition“ (Kanada) einen der international angesehensten Orgelwettbewerbe. Seither gibt er weltweit bei allen bedeutenden Festivals Konzerte. Als Sieger im Wettbewerb um die Nachfolge von Jean-Pierre Leguay wurde Vincent Dubois 2016 zum Co-Titularorganisten der Kathedrale Notre-Dame in Paris an der Seite von Philippe Lefebvre und seinem ehemaligen Lehrer Olivier Latry ernannt.

Auch in Lisdorf ist er längst kein Unbekannter mehr. Seit vergangenem Jahr ist er Dozent der Europäischen Orgelakademie, die zum 13. Male in der Lisdorfer Kirche durchgeführt wurde. Die Europäische Akademie fördert Organistinnen und Organisten in ihrer künstlerischen Entwicklung. Sie bietet somit den Teilnehmer(inne)n die Möglichkeit zur Vertiefung und Weiterentwicklung ihrer orgelmusikalischen Kenntnisse und Begabungen. Sie ermöglicht darüber hinaus das gegenseitige Kennenlernen und das Knüpfen auch grenzüberschreitender, neuer persönlicher Kontakte.

Eine weitere Zusammenarbeit besteht darin, dass Prof. Dubois im Frühjahr 2023 zum Jurymitglied des Saarlouiser Internationalen Orgel-Kompositionswettbewerbes berufen wurde.

Sein überaus großes orgelmusikalisches Können verdeutlichte er eindrucksvoll im Eröffnungskonzert der 10. Lisdorfer Orgelnacht mit Tonschöpfungen der französischen Meister César Franck, Louis Vierne und Marcel Dupré sowie des spanischen Komponisten Manuel de Falla.

Das anspruchsvolle Konzertprogramm fand bei den Konzertbesuchern große Aufmerksamkeit und Begeisterung. Durch eine speziell installierte Videotechnik wurde die Darbietung des Organisten auf eine große Leinwand im Altarraum übertragen. Mit Erstaunen verfolgte somit das Publikum, wie komplex das Orgelspiel mit Händen und Füßen ist, wie die verschiedenen Manuale gewählt und vorgegebene Registrierungen mit Knopfdruck abgerufen werden. Auch schwierigste Passagen auf den Manualen und im Pedal bewältigte der Titularorganist von Notre-Dame scheinbar mühelos.

Darüber hinaus begeisterte der Dozent mit seiner leidenschaftlichen Interpretation der schwierigen und aufwändigen Programmpunkte. Geradezu als Mysterium wurde die Tatsache empfunden, dass Vincent Dubois total verinnerlicht und notenfrei seinen umfangreichen Konzertbeitrag gestaltete. Mit lang anhaltendem Beifall bedankten sich die Zuhörer und Zuschauer für die orgelmusikalische Meisterleistung. Somit bleibt allen Anwesenden ein phantastischer und mitreißender Konzertbeitrag von Prof. Vincent Dubois mit einer überwältigenden Hommage an die Königin der Instrumente in bester Erinnerung.
 

2. Konzertabschnitt der Orgelnacht:
Jazzkonzert „United Voices“  –  Leitung: Ruth und Dr. Dietmar Strauß

Jazz gehört in Deutschland derzeit nicht zum Kanon der Kirchenmusik. Auch wenn es an vielen Orten fruchtbare Initiativen von Jazzgottesdiensten, Konzertreihen, Tagungen, Forschungsarbeiten und Festivalbeiträgen gibt: Jazz spielt in den Kirchen noch keine wesentliche Rolle, es gibt keine profilierten „Jazzkirchenchöre“ und das Amt des „Jazzkantors“ wartet noch auf seine Erfindung.

Umso schöner, dass sich in unserer Region eine Formation aus 40 Sängerinnen und Sängern etabliert hat, die sich hauptsächlich dem Vocal Jazz in all seinen Schattierungen verschrieben hat: Der Jazzchor „United Voices“ wurde 1997 von Ruth und Dr. Dietmar Strauß gegründet und hat im Laufe der Jahre durch seine Jazzkonzerte das Publikum begeistert. So auch bei der 10. Lisdorfer Orgelnacht, wo, passend zum Aufführungsort, von den deutschen Komponisten Martin Völlinger und Christoph Schönherr sakrale Tonschöpfungen zur Aufführung gelangten.

Mit der „Latin Jazz Mass“ für gemischten Chor, Jazz-Trio und Saxophon (Martin Völlinger) präsentierte der Jazzchor ein ausgesprochen mitreißendes, vielseitiges Werk, das sowohl für Liturgie als auch Konzerte gleichermaßen geeignet ist. Die satztechnisch und musikalisch ausgesprochen vielfältige Messe, geprägt von Empfindungen wie Freude, Zuversicht, Hoffnung und Glück, begeisterte nicht nur durch ihre detaillierte Ausdeutung der Texte, sondern auch durch ihre Kombination unterschiedlichster Rhythmen und Stile, die die Gefühlswelt der Zuhörer berührte. Die einprägsamen charakteristischen Melodien, die ausgefeilte Harmonik, die Solo-Passagen sowie ein vielfältiger Chor- und Instrumentalsatz sprachen die Zuhörerschaft an.

Als weiteren Programmpunkt präsentierte der Jazzchor das „Magnificat – The Groovy Version“ von Christoph Schönherr, diesmal dirigiert von Dr. Dietmar Strauß. Der Komponist deutet sein Magnificat als den Lobgesang einer starken Frau, die einerseits vor Glückseligkeit jubelt und s(ch)wingt, in der Formulierung ihres Gottesbildes aber auch eindeutig Partei für die Armen und Bedürftigen ergreift. Dieses große zusammenhängende Werk beinhaltet die unterschiedlichsten Genres des Jazz. Einige Stücke stehen im Swing-Stil, dann gibt es Gospel-Elemente, Jazz-Rock, aber auch klassische und avantgardistische Partien. Die stimmungsvolle und begeisternde Interpretation der anspruchsvollen Komposition durch „United Voices“ passte in den Kirchenraum und machte Lust auf mehr.

Ein herzliches Dankeschön dem musikalischen Quartett, den Chorsängerinnen und Chorsängern von „United Voices“ und nicht zuletzt der Chorleitung Ruth und Dr. Dietmar Strauß!

3. Konzertabschnitt der Orgelnacht:
Astronomische Photographien und Audiovisionen  –  Gernot Meiser und Markus Schaubel, Orgel

Bedauerlicherweise ergab sich für den dritten Konzertabschnitt eine Programmänderung. Krankheitsbedingt musste Gernot Meiser seine Mitwirkung bei der Lisdorfer Orgelnacht absagen. Dadurch war die geplante außergewöhnliche Präsentation einer audiovisuellen Begegnung der Königin der Instrumente mit der Astronomie nicht möglich. Sowohl Gernot Meiser als auch Markus Schaubel möchten dies baldmöglichst nachholen und alle daran Interessierten dazu einzuladen. Ein entsprechender Termin wird von den Veranstaltern rechtzeitig bekanntgegeben.

Regionalkantor Markus Schaubel war gerne bereit, ab 22 Uhr die diesjährige Orgelnacht durch stimmungsvolle Orgelmusik gemäß dem angesagten Konzertprogramm ausklingen zu lassen. Das ist ihm bestens gelungen.

Die Auswahl der dabei präsentierten Orgelwerke wurde von ihm passend zu den Photographien und Audiovisionen von Gernot Meiser getroffen, die jedoch krankheitsbedingt nicht gezeigt werden konnten. Beim Vortragen der stimmungsvollen orgelmusikalischen Kompositionen bedauerte man dies umso mehr.

Auch die Darbietung von Markus Schaubel wurde durch die installierte Videotechnik auf die große Leinwand im Altarraum übertragen. Somit wurde sein großes orgelmusikalisches Können für die Besucher der traditionellen Lisdorfer Orgelnacht auch optisch erlebbar.
Lang anhaltender Applaus war der verdiente Lohn für den Regionalkantor der Pfarrei Saarlouis-St. Ludwig, dem sein Sohn Linus Schaubel als Registrant hilfreich zur Seite stand.

« Zurück zur Übersicht

Traditionelle Lisdorfer Orgelnacht der Saarlouiser Orgeltage 2023