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Orgel

Die Mayer-Orgel in der Kath. Pfarrkirche Crispinus und Crispinianus Saarlouis-Lisdorf

Der künstlerische Wert einer Orgel setzt ein harmonisches Zusammenspiel von Architektur, Prospektgestaltung, Disposition, Zuordnung der einzelnen Teilwerke und letztlich eine vollkommene Intonation voraus.

Bei dem Neubau der Lisdorfer Orgel im Jahre 1987 durch die Orgelbaufirma Hugo Mayer, Heusweiler-Saar galt es im Besonderen, das neue Orgelwerk harmonisch dem barocken Charakter des Innenraumes der Kirche so anzupassen, dass eine homogene Einheit und Wechselbeziehunng zwischen Raum und Orgelwerk entsteht.

Nach intensiven Überlegungen wurde ein Orgelgehäuse mit einem barocken Prospekt getreu dem großen Vorbild der bekannten Meister konzipiert. Das Schwingen und Klingen der Töne läßt sich schon beim Anblick erahnen.
In der reichhaltigen Disposition mit 45 Registern sind die einzelnen Pfeifenfamilien vielfältig vertreten. Mit viel Einfühlungsvermögen gelang es, die vielen Pfeifenreihen der Akustik des Kirchenraumes anzupassen und somit einen homogenen Gesamtklang zu erhalten, der sowohl die feinen und zarten Stimmen als auch die kräftigen Rohrwerke zur vollen Entfaltung kommen lässt.

Traktiert wird die Orgel vom angebauten Spielschrank am Orgelgehäuse über eine mechanische Holztraktur, über dünne Holzleisten, den Abstrakten und Wellen.
Das ebenfalls mit mechanischen Manubrieden ausgestattete Regiewerk wurde mit 3 Kombinationstritten ausgerüstet, durch welche es dem Organisten ermöglicht wird, die einzelnen Klangfarben für Principale, Mixturen und Zungen mit einem Fußtritt abzurufen.

Das Schnitzwerk des Orgelprospektes wurde durch die Werkstattt Martin Mrziglod, Tholey/ Saar gefertigt und im Jahre 1992 vollendet.

Orgel

  • Skizze MAYER-Orgel 1987
  • Intonateur Patrick Akroud
  • Orgelweihe am 25.10.1987
  • MAYER-Orgel erbaut 1987
  • Spieltisch
  • Blick zur Orgel

Weitere Information

  Die Stumm-Orgel (1861)

In den Archiven der Lisdorfer Kirchengemeinde und des Bistums Trier ist belegt, dass im Jahre 1861, also fast 100 Jahre nach dem Neubau der Lisdorfer Kirche, eine Orgel von der Kirchengemeinde Wallerfangen erworben wurde, die diese im Jahre 1841 bei der bekannten Orgelwerkstatt der Gebr. Stumm in Auftrag gegeben hatte.
 
Die Familie Stumm gehört zu den berühmtesten Orgelbauerdynastien Deutschlands. In sieben Generationen sind nach heutigem Forschungsstand über 370 Orgeln (davon 140 größtenteils bis heute erhalten) errichtet worden. Die Familie stammte aus Rhaunen-Sulzbach im Hunsrück. Von dort aus prägte sie über einen Zeitraum von fast zwei Jahrhunderten nachhaltig den mittelrheinischen Orgelbau. Konzentrierte sich das Wirkungsgebiet anfänglich auf den Hunsrück, reichte es schließlich vom Kölner Raum bis Saarbrücken, von Luxemburg bis in den Odenwald.

Zum Zeitpunkt des Wallerfanger Orgelbaus wurde das Familienunternehmen in 4. Generation von Carl Stumm (Sohn von Philipp) und Franz Heinrich Stumm (Sohn von Friedrich Carl) geleitet.
 
Die am 13.12.1840 erstellte Orgeldisposition umfasste 12 Register. Der Aufbau erfolgte im Jahre 1843. Der Kaufpreis betrug 760 Thaler.
 
Durch den Neubau der Wallerfanger Pfarrkirche musste im Jahre 1861 die alte Kirche abgerissen werden. Laut einem Bericht im Pfarrbrief der Pfarrgemeinde bestand keine Möglichkeit, die Orgel für den Zeitraum des Neubaus zu lagern. Zudem „sei die Orgel für die neue Kirche zu klein“.
 
Es war der Lisdorfer Pfarrer Gotthard Prinz, der in diesem Zeitraum dringend für die Lisdorfer Kirche ein passendes Orgelwerk suchte. Ein Glücksfall für Lisdorf, dass die Stumm-Orgel aus Wallerfangen zur Disposition stand.
 Mit dem dortigen Pfarrer Josef Schmitt verhandelte er den Kauf der inzwischen 18 Jahre alten Orgel. Der Kaufpreis in Höhe von 450 Thaler wurde lt. nachstehender Empfangsbestätigung in bar entrichtet.

Pfarrer Gotthard Prinz wurde am 30. Dezember 1826 in St. Matthias bei Trier geboren. Nach der Priesterweihe im Jahre 1851 wirkte er als Kaplan in Vallendar und in Saarlouis. Seine erste Pfarrstelle erhielt er 1855 in Kastellaun, bevor er 1860 als Pfarrer der Kirchengemeinde Lisdorf-Ensdorf berufen wurde.
 
Pfarrer Prinz war mit ganzem Herzen Priester. Die Zierde und Ausschmückung der ihm anvertrauten Gotteshäuser war für ihn eine Selbstverständlichkeit und bereitete ihm eine große Freude. So war es für ihn für die festliche Untermalung der Gottesdienste unerlässlich, den Kirchenraum möglichst bald, anstelle eines Harmoniums, mit einer Orgel auszustatten.
 
Am 16. März 1861 vereinbarte Pfarrer Gotthard Prinz mit dem Orgelbaumeister Johann Schlaad durch die Zahlung von 150 Thaler den ersten Lisdorfer Orgelaufbau. Die Orgelbaufirma stammte aus Waldlaubersheim am Mittelrhein. Das damalige Einzugsgebiet des angesehenen Unternehmens ist in etwa mit dem heutigen Gebiet von Rheinland-Pfalz und dem Saarland vergleichbar.

Dem Firmenchef Johann Schlaad werden 76 Orgelneubauten, u. a. in Merzig, Schwalbach, Beckingen und Differten zugeschrieben. Allein zwischen 1860 und 1870 entstanden 20 neue Orgelwerke.
 
Durch die solide Bauweise der Orgeln und die Qualität der verwendeten Materialen sind bis heute noch 40 Werke des Orgelbauers erhalten. Orgelbaumeister Schlaad, an den noch ein Gedenkstein in Waldlaubersheim erinnert, starb 1892 im Alter von 70 Jahren.

Zwei Jahre vor dem ersten Lisdorfer Orgelbau wurde im Jahre 1859 der Männergesangverein Lisdorf gegründet. In der Vereinschronik ist festgehalten, dass „als Geschenk von Pastor Gotthard Prinz im Jahre 1861 eine Kirchenorgel für Lisdorf beschaffen wurde“.

Dirigent und Mitbegründer des Männergesangverein war Hauptlehrer Michael Ritter, der seit 1858 in Lisdorf tätig war. Weiter ist aus der Chronik zu erfahren, dass im Jahre 1862 Lehrer Ritter von Pfarrer Prinz die Organistenstelle angeboten wurde. Durch Verfügung der Königlichen Regierung zu Trier wurde Michael Ritter offiziell das Amt des Organisten und Chordirigenten übertragen, welches er bis zum Jahre 1885 ausübte.
 
Durch diese Doppelfunktion des Chorleiters übernahmen der Männergesangverein und der Knabenchor des Vereins ab diesem Zeitpunkt auch die Funktion eines Kirchenchores.
 
Pfarrer Gotthard Prinz wurde im Jahre 1869 nach neunjährigem segensreichem Wirken in Lisdorf die Pfarrstelle in Ehrang übertragen. 1887 wurde er zum Direktor des Emeritenhauses ernannt. Er starb nach mehrjähriger Krankheit am 2. Februar 1893.

Nachfolger wurde Pfarrer Karl Wehn, der sodann 37 Jahre lang die Geschicke der Pfarrgemeinde leitete.