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29.09.-01.10.2016 -> 10. Europäische Orgelakademie

  • Lisdorfer MAYER-Orgel
  • Armin Lamar
  • Prof. Michael Radulescu

Bericht der Saarbrücker Zeitung, veröffentlicht am 01.10.2016

Werkstreue im besten Sinne

Michael Radulescu eröffnet die
10. Europäische Orgelakademiein Lisdorf

von Jutta Stamm

Die Europäische Orgelakademie Saarlouis-Lisdorf ist zum Markenzeichen der Klingen Kirche geworden. Unter viel Zuspruch finden sie bereits zum zehnten Mal statt.
Das Eröffnungskonzert bestritt der rumänisch-deutsche Musikprofessor Michael Radulescu, der in Wien zu Hause ist.


Nicht nur die 15 ausgebildeten Organisten aus aller Welt, die unter Anleitung von Michael Radulescu ihr Können verfeinern wollen, sind andächtige Zuhörer. Auch die zahlreichen Konzertbesucher, unter ihnen Professoren und Studentinnen der Musikhochschule Saar, lassen sich vom bewegenden Orgelspiel des Wiener Musikprofessors beeindrucken. Armin Lamar, Regionalkantor im Bistum Trier, nennt ihn einen „der international größten und angesehensten Spezialisten der Musik Johann Sebastian Bachs“.
 
Neben Bach, dessen beinah komplettes Orgelwerk Radulescu seit 2007 in der Orgelakademie bearbeiten ließ, gilt seine Verehrung Nicolaus Bruhns, der im Barock wie später Bach die norddeutsche Orgelschule vertritt. Als Lieblingsschüler Buxtehudes lernt er, die Sprache der Musik in den Vordergrund seiner Interpretationen zu stellen. Mit Bruhns Praeludium ex e und der Choralphantasie „Nun komm, der Heiden Heiland“ führt Radulescu in das Konzert ein. Immer wieder folgen satten Klängen, aufwühlenden Tonspielereien stille Momente, die Spannung erzeugen. Radulescus verinnerlichtes Spiel setzt nicht auf Effekthascherei, es erzählt auf eindrückliche Weise den Choraltext. Sein Wissen um das „freie Spiel“, den „stylus phantasticus“, verdankt er dem intensiven Quellenstudium.
 
Bachs „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ ist ein meditatives Choralvorspiel, das in der Oberstimme durch einen kolorierten Cantus firmus ausgeschmückt ist. Auch mit diesem Werk führt Radulescu eindrucksvoll die barocke Rhetorik in der Musik vor – Werktreue im besten Sinne.

Überraschend direkt und hoch emotional gehen drei seiner eigenen „Sieben Choräle zur Passion“ das Publikum an: Frühe Mehrstimmigkeit in Form eines ausgeschmückten Organums, unterschiedliche Klangfarben und -temperaturen, bedrohlich wirkende Pedaltöne sowie eine polytonale Harmonik bauen sich dramatisch auf. Wiederkehrende Tonfolgen steigern sich im zweiten Choral „Da Jesus an dem Kreuze stand“ fast bis zur Unerträglichkeit. Inspiriert von einem Bild Dalís und dem Isenheimer Altar ahmt Radulescu das Aufrichten des Kreuzes musikalisch nach. Im Choralvorspiel „O Traurigkeit, O Herzeleid“ deutet er einen Trauermarsch zur Grablegung des Gekreuzigten.
 
Mit der von der Heusweiler Firma Hugo Mayer gebauten Orgel der Lisdorfer Barockkirche steht dem Orgelvirtuosen ein Instrument zur Verfügung, dessen farbenreiche Disposition er für fantasievolle Registrierungen nützt: Sie verleihen seiner Darbietung eine bestechende klanglich differenzierte Vielfalt. Durch klare Artikulation macht Radulescu die Strukturen seiner Musik deutlich.
 
Zur Beruhigung und als Symbol der Zuversicht erklingt in berührender Ausführung das Choralvorspiel „Jesu, meine Zuversicht“, mit dem er – verstärkt durch das weihnachtlich anmutende Präludium und die Fuge in C-Dur – einen hoffnungsvollen Blick auf dem Erlöser wirft.


 

Landesweiter Bericht der Saarbrücker Zeitung in der Ausgabe vom 4.10.2016

Saarlouiser Orgelakademie feierte Jubiläum
 

Die Saarlouis. Zum zehnten Mal fand unter großem Zuspruch die Europäische Orgelakademie Saarlouis-Lisdorf statt. 20 ausgebildete Organisten aus fünf Ländern ließen sich von Michael Radulescu, dem Wiener Musikprofessor deutsch-rumänischer Abstammung, in die Feinheiten der Orgelmusik von Johann Sebastian Bach einweihen. Die besten gaben Kostproben ihres verfeinerten Spiels im Abschlusskonzert in der Lisdorfer Barockkirche.
 
Michael Radulescu, einer der international angesehensten Bach-Spezialisten, der zum fünften Mal die Akademie leitete, ist Anhänger der norddeutschen Orgelschule, eine Stilrichtung, die im 17. Jahrhundert entstand und bis Mitte des 18. Jahrhunderts ihre Blüte hatte. Vertreter sind unter anderen Bach und Nicolaus Bruhns, von denen er im Eröffnungskonzert der dreitägigen Akademie Stücke spielte – dazu drei seiner „Sieben Choräle zur Passion“. Radulescus verinnerlichtes Spiel setzt nicht auf Effekthascherei, es erzählt auf eindrückliche Weise den Choraltext. Werktreue im besten Sinne. Sein Wissen um das „freie Spiel“, den „stylus phantasticus“, verdankt er seinem intensiven Quellenstudium. Die Konzertbesucher, unter ihnen Professoren und Studentinnen der Musikhochschule Saar, waren beeindruckt von den bewegenden Interpretationen des Orgelvirtuosen. jst

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Mitwirkende: 10. Europäische Orgelakademie

  • Beim Eröffnungskonzert
  • Beim Meisterkurs
  • Johannes Bernarding, Schwarzenbach
  • Vincent Bernhardt, Metz
  • Minah Koo, Japan
  • Christian Rivinius, Boppard
  • Markus Uhl, Heidelberg
  • Nach dem Abschlusskonzert
  • Gedankenaustausch im Pfarrheim
 
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